Kupplungswechsel/ Getriebeausbau/ Erfahrungsbericht

  • Hallo,

    hatte ja in einem anderen TREAD das Thema Kupplungswechsel beim XA1 angesprochen.

    Dazu wurde berichtet, das laut WHB auf jeden Fall eine Hebebühne notwendig ist und die komplette Antriebseinheit, also Motor und Getriebe, gezogen werden muß.

    Da ich keine Hebebühne habe und der Kupplungswechsel gemacht werden muß habe ich im Netz nach entsprechender Information gesucht und bin auch fündig geworden.

    Bei US-Youtube gibt es eine Dokumentation über den "Clutch replacement" beim XA1, ohne Hebeühne und ohne den Motor mit zu entfernen.

    Sah alles sehr gut und schlüssig aus. Habe darauf hin beschlossen es auszuprobieren und muß sagen, es geht.


    Sicherlich nicht so bequem wie mit einer Hebebühne, aber machbar.


    Die Hauptprobleme lagen nicht beim Ausbau des Getriebes, sondern auf dem Weg dahin!

    Fast alle M6-er und M8-er-Schrauben sind abgerissen.

    Obwohl Tage vorher bereits jede Schraubverbindung mit WD-40 geduscht wurde.

    Damit ging viel Zeit damit verloren, die Gewinde aufzubohren und nachzuschneiden.

    Bei den "kritischen" Schraubverbindungen ( z.B. vorderer Befestigungspunkt des Längsträgers am Karosseriequerträger, unterhalb des Kühlers => 2x M8) mussten Sondermaßnahmen ergriffen werden. Hier liegen die Schweißmuttern innerhalb des Karosserie-/ Kühlerquerträgers und waren nicht zugänglich.

    Um den Schraubenrest entfernen zu können, habe ich dann das Frontende demontiert und an entsprechender Stelle des Querträgers ein Streifen Blech, ca. 25mm x 150mm, rausgeschnitten.

    Damitt konnte ich zur Sicherheit bei dem Zusammenbau längere Schrauben verwenden und vom aufgeschnittenen Querträger dann eine zusätzliche Mutter aufsetzen. Das nachgeschnittene Gewinde war mir dann doch etwas zu unsicher. Immerhin liegt auf diesem Längsträger die Pendelstütze/ Getriebelager.

    Weiterer Vorteil, über den aufgeschnittenen Karosseriequerträger konnte ich sehr gut eine Hohlraumkonservierung durch führen.

    Überhaupt war ein Schwerpunkt bei der Demontage die Rostentfernung und anschliessende Konservierung.


    Ein weiteres nicht geplantes, unvorhergesehenes Problem war die Demontage des Anlassers, welcher ja hauptsächlich aus Aluminium besteht

    Die beiden Befestigungsschrauben liesen sich noch sehr gut entfernen. Allerdings war der Passbund des Alu-Befestigungsflansches nach 27 Jahren eine feste Verbindung über Kontaktkorrosion mit der Alu-Getriebeklocke eingegangen.

    Ergebnis => Gehäuse des Anlassers bei der Demontage gesprengt!


    Habe ein Möbelrollbret so mit Kantholzstücken aufgefüttert, daß das Getrieb im verschraubten Zustand gerade aufliegt. Damit war das Getriebegewicht abgefangen und das Trennen vom Motor "relativ einfach". Besonders dadurch, dass das Rollbrett 4 Lenkrollen hat!.

    "Relativ einfach" bedeutet hier, ca. 8-10 Std. probieren, Hebel und Hydraulikwagenheber ansetzen etc., immer wieder und immer wieder.

    Dabei gibt es nur 1 Hauptproblem: Den Verschraubungspunkt neben der Getriebeölablassschraube-Verteilergetriebe.

    Dieser ist so unglücklich konstruiert, das ein einfaches seitliches herausziehen des Getriebes unmöglich ist.

    Diese Örtlichkeit muß man vor dem Auge haben, um dann die entsprechenden Schritte einzuleiten.

    Nicht schön aber möglich.

    Nachdem das Getriebe vom Motor getrennt war, habe ich dieses mit Gurtratschen angehoben, das Rollbrett entfernt und danach das Getriebe auf den Garagenboden abgesenkt und unter dem Fzg. herausgezogen. => Kupplung konnte gewechselt werden.


    Der direkte Vergleich Kupplung ALT vs. Neu ergab folgende Meßdaten:

    Kupplungsbelagsdicke: ALT: 6mm NEU: 8,6mm Bei der alten Belagsscheibe waren die motorseitigen Nuten im Belag fast vollständig weg.

    Getriebeseitig betrug die Nuttiefe max. 0,4mm

    Der Abstand Oberkante-Spannfedern zur Verschraubungsfläche ist, ALT: 43,8mm und NEU: 48mm

    Für mich ist ein Setzungsbetrag von 4,2mm schon sehr deutlich. Desweiteren verkürzt sich der Hub des Kupplungsnehmerzylinder natürlich merklich.


    Vor dem Zusammenbau, werde ich jetzt die Korrosionsvorsorge weiter vorantreiben, ebenso kleiner Undichdickkeiten auf der Rückseite des Motors, welche sonst sehr schwer zugänglich sind, beseitigen.

    Desweitern werde ich die "sehr schwierige" Schraubverbindung im Bereich Ölablassschraube-Verteilergetriebe vor Zusammenbau mit der Flex bearbeiten, um mir den Zusammenbau etwas zu erleichtern.


    Zusammenfassung:

    Kupplungswechsel beim XA1 in Selbsthilfe ist möglich und auch zu empfehlen, wenn man Zeit und viel, viel Geduld hat.

    Hätte ich mein Fzg. zur Werkstatt gebracht ( Motiv: Hebebühne, etc.) wäre dies mit den vorgefundenen Problemen sicherlich ein wirtschaftlicher Totalschaden geworden.

    Kupplungstausch ca. 1200-1500€, plus der Zusatzarbeiten ( abgerissene Schrauben!). Allein für das ausbohren und nachschneiden der Gewinde kalkuliere ich 3-6 h, d.h. plus 250- 500€, im günstigsten Fall. Plus evtl. neuer Anlasser und was hätte man mit den abgerissenen Schrauben beim "Kühlerquerträger gemacht?


    So, das war's. Vielleicht hilft es ja jemand.

    Bei Fragen stehe ich zur Verfügung,

    Gruß

    Herbert